Wie der Glaskristall eines Stararchitekten wieder aus den Projektplänen für die Südtiroler Bergwelt verschwand.
Am Rosengarten in Südtirol sollte kürzlich eine Hütte abgerissen und neu gebaut werden. Moderne Architektur sollte an ihre Stelle treten, in Form eines Glaskristalles. Es entbrannte ein Streit zwischen Traditionalistinnen, Avantgardisten, Naturschützerinnen und Touristikern – wieder einmal.
Blickt man von Bozen ostwärts, erhebt sich ein hohes Felsmassiv aus den Wäldern. Einst befand sich hier der Rosengarten von Zwergenkönig Laurin, so erzählt es jedenfalls die Sage. Im hohlen Berg soll sein fleißiges Zwergenvolk nach Schätzen von unermesslichem Wert geschürft haben: Kristalle, Silber und Gold. Wie das so ist in der Welt der Sagen, werden irgendwann Königstöchter begehrt und geraubt, tapfere Recken in Kämpfe verwickelt und Tarnkappen ausgepackt. Und am Ende erstarrt jemand oder etwas zu Stein – in diesem Fall war es der Rosengarten. Nur in der Dämmerung erinnert das Alpenglühen an die Vergangenheit der Berggruppe als Lustgarten des Zwergenkönigs.