Tod von Venedig. Foto: LunarSeaArt/Pixabay

Tod von Venedig

Recherche in der Wiener Zeitung.

Immer mehr Einheimische verlassen die sinkende Stadt. Wie Venedig vergeblich versucht, sich vor sich selbst zu retten.

Zum ersten Mal seit Jahrhunderten wohnen in Venedig weniger als 50.000 Menschen. Aufhalten lässt sich dieser Trend bisher nicht. Die Lagunenstadt läuft Gefahr, zum Freilichtmuseum zu verkommen. 

Dabei ist Venedig selbst Vergänglichkeit. Und das nicht nur, weil die Stadt auf den Pfählen in naher Zukunft tatsächlich vom steigenden Meeresspiegel verschluckt werden wird. Venedig atmet die Ästhetik des Verfalls durch jeden Ziegelstein: Das Salzwasser frisst die zartfarbigen Fassaden von unten auf. Die schwarzen Gondeln treiben wie Särge auf dem Wasser. Der faulige Geruch von verwesendem Meereslebewesen hängt in der Lagune. Und dann gibt es sogar eine eigene Friedhofsinsel, über die im Herbst schwerer Nebel hängt, wenn man von den Fondamente Nuove hinüberblickt.